Herr Geiger
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Seit 3. Oktober 2021 ist die Jakob-Grünenwald-Kollektion in neuer Hängung im Stadtmuseum Alte Post zu sehen. Hier ist sie nun Teil der Dauerausstellung. Inzwischen ist die Sammlung auf über 90 Originale angewachsen – darunter auch das einzige bekannte Stilleben – einige alte Drucke und Stiche nach Originalvorlagen, sowie zahlreiche fotographische Reproduktionen von Grünenwaldwerken.
1821:
Jakob Grünenwald wird am 30. September in Bünzwangen geboren. Er ist das achte Kind von Johann Georg Grünenwald, einem Weber und Kleinbauern, und Rosina Grünenwald, einer Hebamme.
1840:
Beginn des Studiums an der Stuttgarter Kunstschule. Schon bald erste Auftragsarbeiten mit religiöser Thematik.
1853:
Umzug nach München, das damals die bedeutendste Kunstmetropole Deutschlands ist. Es beginnt seine „Hauptschaffenszeit“ mit mehreren Kunstausstellungen und verschiedenen Auftragsarbeiten.
1855:
Heirat mit der Stuttgarterin Maria Dorothea Rapp.
1863:
Fresko „Schlacht bei Aidenbach“ für das Bayrische Nationalmuseum München (im 2. Weltkrieg zerstört).
1867:
Das Hauptwerk „Nach dem Hagelschlag“ wird bei der Weltausstellung in Paris gezeigt. Weitere bedeutende Werke: 1869 „Das Mädchen aus der Fremde“, 1871 „Heimkehr vom Feld“, 1873 „Kasperltheater“.
1877:
Umzug zurück nach Stuttgart. Jakob Grünenwald wird Professor für Zeichnen an der dortigen Kunstakademie.
1896:
Am 26. September stirbt Jakob Grünenwald.
Jakob Grünenwalds künstlerische Laufbahn nahm ihren Anfang mit der Aufnahme an der Stuttgarter Kunstschule. Seine Lehrer, Johann Friedrich Dieterich und Bernhard von Neher, bildeten ihn zum Historienmaler aus. Dieterich und Von Neher entdeckten bald Grünenwalds Talent und vermittelten ihm erste Auftragsarbeiten mit religiöser Thematik. 1853 zog es Jakob Grünenwald, wie viele seiner schwäbischen Kollegen, nach München, wo seine Hauptschaffenszeit begann. Die Hauptstadt Bayerns war zur bedeutenden Kunstmetropole Deutschlands geworden. Von der „konventionellen“ Stuttgarter Kunst, mit ihren stilisierten und steifen Bildern distanzierte er sich zusehends und ließ sich z. B. von Münchner Landschaftsmalern, Tiermalern und der Pilotyschule mit ihren natürlich wirkenden Personendarstellungen beeinflussen.
Grünenwalds Hauptschaffenszeit fand ihren Höhepunkt mit der Veröffentlichung des Werkes „Nach dem Hagelschlag“ bei der Weltausstellung in Paris im Jahre 1867.
Von 1860 – 1877 entstanden die meisten seiner bis heute bekannten Bilder, die fast alle der Genremalerei zuzuordnen sind. Mit der Ausstellung seiner Gemälde in mehreren Großstädten Deutschlands machte sich Grünenwald einen Namen. Das Fresko „Schlacht bei Aidenbach“ (1863) und das Ölgemälde „Hagelschlag bei der Ernte“ (1865) gelten als weitere Hauptwerke.
1877 kehrte Grünenwald nach Stuttgart zurück. Sein früherer Lehrer Von Neher setzte sich für die Berufung seines Schülers als Professor an der dortigen Kunstakademie ein. Damit hatte Jakob Grünenwald wieder ein gesichertes Einkommen, nachdem die Aufträge in München stark zurück gegangen waren. Grünenwald leitete an der Kunstschule die figürliche Zeichenklasse. Zu seinen Schülern zählten u. a. Hermann Pleuer, Karl Hartmann und Karl Bauer. Neben seiner Lehrtätigkeit wurde Grünenwald Mitglied im Ausschuss des „Vereins für christliche Kunst in der evangelischen Kirche Württembergs“ und beeinflusste zusehends die religiöse Kunst. Seine künstlerische Tätigkeit beschränkte sich jetzt vor allem auf Auftragsarbeiten mit religiöser Thematik. Gefragt waren Grünenwalds Entwürfe von Fresken und Glasfenstern. Er lieferte z. B. Entwürfe für die Fenster des Kirchensaals Bad Boll. Bis zu seinem Tod 1896 lehrte er als Professor in Stuttgart.
Die Genremalerei erfreute sich im 19. Jahrhundert großer Beliebtheit. Als Folge der französischen Revolution gab es auch in Deutschland zahlreiche Reformen, die zu einem neuen Selbstverständnis des Bürgertums führten. Das Bürgertum entwickelte ein eigenes kulturelles Verständnis und wurde zur Publikums- und Käuferschicht. Die Wohnzimmer wurden mit Genrebildern geschmückt, die hauptsächlich Alltagssituationen der bäuerlichen Lebenswelt zeigten. Im Gegensatz zur stilisierten Historienmalerei wirken die Genrebilder natürlicher und die Mittelschicht konnte sich mit den dargestellten Figuren identifizieren. Die realistisch wirkenden Figuren stehen allerdings im Widerspruch zu der verklärten, idyllischen Darstellung der Welt. Diese Verklärung spiegelt die Wünsche der damaligen Bürger nach einem friedvollen Familienleben wider. Gerade zur Zeit der beginnenden Industrialisierung mit allen ihren Folgen, wuchs der Wunsch nach familiärem Glück.
Besonders das Bauerngenre, auch in Kombination mit dem Kindergenre, war sehr beliebt. Die Bauern symbolisierten eine Welt, die vom Wandel unberührt zu bleiben schien. Außerdem war die Verbundenheit zur Natur ein beliebtes Thema.
Jakob Grünenwald ist bekannt geworden mit seinen Bildern aus dem Bauerngenre, auf das er sich fast ausschließlich beschränkte. Die meisten seiner Bilder haben die Landschaft als Hintergrund, und im Vordergrund eine ländliche Szene. Oft sind Familien abgebildet, mit Kindern, die Unschuld und Unbeschwertheit symbolisieren. Grünenwalds Bilder sind fast durchweg heiter; er vermeidet z. B. das Thema Arbeit und jegliche sozialkritische Tendenz. Viele seiner Motive verwendet er immer wieder, wie z. B. den „Springenden Spitz“. Der Hund ist oft in Verbindung mit Liebespaaren zu sehen, da er die Treue symbolisiert.
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